HISTORIE

Hier finden Sie alle Informationen zur Geschichte der Jakoberhube im steirischen Zirbenland

Die rund 800 Jahre alte Jakoberhube im Kienberggraben wurde im Jahr 1434 erstmals urkundlich erwähnt, dies deshalb, da es davor keine schriftlichen Aufzeichnungen gegeben hat. Damals hieß der Bergbauernhof noch „Santnerhube“ und gehörte zum Urbar Admont (siehe Urkunde). In dieser Zeit war es so, dass die Eigentümer zumeist der Klerus im jeweiligen Gebiet waren, was heißt, dass als Eigentümer immer irgendeine Pfarrkirche aufgetreten ist. In dieser Zeit ist die Santnerhube dann auf den neuen Eigentümer die Pfarrkirche St. Matthäus zu Murau übergegangen. Wichtig ist hier zu nennen, dass die Bauern immer nur als Besitzer auftraten, die unbeweglichen Sachen, wie Grund und Boden sowie der Bauernhof aber der jeweiligen Pfarrkirche gehörten. Alle beweglichen Sachen, wie Werkzeug, Tische, Stühle, der Viehbestand war Eigentum des Bauern.

All diese Aufzeichnungen sind im Landesarchiv in Graz am Karmeliterplatz zu finden. Herr Jäger vom Landesarchiv war uns hier eine große Hilfe. Wenn die erste Beurkundung mit dem Jahr 1434 datiert, noch unter dem Namen „Santnerhube“, wurden wir weiterfolgend fündig, dass in den Jahren 1527 und 1542 Rueprecht Santner als Besitzer genannt wird. Im Jahr 1572 ging die Hube auf seinen Sohn Lucas über. Bei jeder derartigen Übergabe musste vorab aber immer die zuständige Pfarrkirche gefragt werden, die dann diese Übergabe des Besitzes goutierten aber auch ablehnen konnten. Dies war der Lauf der Zeit. So ist z.B. nach dem Tod von Urban Golner im Jahr 1762, dem wahrscheinlich auch der Besitz „Golner“, etwas nördlich der Jakoberhube gehörte, heute leider nur mehr eine Ruine und zur Hube „Easel“ zugehörig. Jedenfalls folgte als Käufer Herr Jakob Pfandl, der wiederum im Jahr 1787 seinem Sohn Georg übergab.

 

Zahlung mit Pfennigen, die abgewogen werden, das Maßeinheit ist dabei der „Pfund“)

Interessant ist, dass im Falle eines Verkaufes des Inventars und des Viehbestandes der Käufer in Pfennigen, der damaligen Währung bezahlte. Grund und Boden waren ja immer im Eigentum der Bistümer oder weltlichen Herren. Das Wiegemaß war damals das sogenannte Pfund. So musste Herr Rueprecht Santner als Käufer zum damaligen Zeitpunkt (Jahr 1542) insgesamt 40 Pfund in Pfennigen bezahlen (dazu später noch genaueres). Der Landesarchivar von Graz, Herr Jäger meinte, dass dies als mittelgroßer Hof einzustufen war.

 

Jahr 1434: Erste urkundliche Nennung der Jakoberhube, vormals Santnerhube; Zehent für die Überlassung im Urbar (Grundbuch) des heiligen Matheus zu Murau;

Für die Überlassung von Grund und Boden inkl. Hof mussten die Bauern ein Zehent, das ist der zehnte Teil der eingebrachten Ernte quasi als Pacht an das Bistum Murau zahlen. Dies war eine Folge der Christianisierung unseres Gebietes durch die Bayern im 9. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit verkaufte die Kirche mancherorts diese Rechte verschiedentlich an weltliche Grundherren: so kommt es eben vor, dass Adelige, Bürger und Großbauern als Zehentnehmer aufscheinen.

Die Bauern in Oberweg hatten zwei Drittel (2 Teile) dieses Zehents an das Stift Admont abzuliefern. Überliefert ist, dass sie diesen Admonter Zwei-Drittelzehent im eigens dafür errichteten Zehent Hof in der Propstei zu Admont abzuliefern hatten.

Im ältesten erhaltenen Admonter Urbar aus dem Jahr 1434 ist dieser Zehent erstmals genannt und wird als Perigczehennde Bey Judenburg in Oberweg (Bergzehent bei Judenburg) bezeichnet.

 

Lehenswesen:

Damit wird das politisch-ökonomische System der Beziehungen zwischen Lehensherrn und Lehensnehmern bezeichnet, vor allem das hochmittelalterliche Gesellschaftssystem der abendländischen Staaten bzw. Regionen.

Dies ist auch hier im Großen (Kaiser, König, Bistum, Bauern) so vonstattengegangen. Der König oder Kaiser übergab Ländereien sogenannten weltlichen Herzögen oder aber auch der Kirche. Diese vergaben dann den Grund und Boden den Bauern weiter. Die Gegenleistung war, dass die Bauern ein Zehent (der zehnte Anteil) an die Kirche oder den Herzog abgeben musste. Der Vorteil im Falle der Kirche war, dass hier aufgrund des Zölibates es nie zu Erbstreitereien bei den Nachfahren kam, da es ja nie Erben gab, die oftmals im weltlichen Bereich Herrschaftsansprüche stellten.

 

Freie Bauern versus unfreie Bauern:

Schon zur Zeit Karls des Großen (768 bis 814) lebten 4 Millionen Menschen in seinen Ländereien. Die meisten waren Bauern, deshalb verstand man unter Wirtschaft eben nur die Landwirtschaft. Die Bauern waren es, die mit ihren Ernten die Ländereien der Adeligen aufrecht hielten. Die Industrialisierung kam viel später und begann mit der industriellen Revolution um das Jahr 1780, wobei der Ursprung von England aus ging. Die Bauern waren aufgrund der ständigen Kriege einer ständigen Bedrohung ausgeliefert. Die Bauern waren es, die für den König oder Kaiser in den Krieg zogen, in dieser Zeit konnten sie Ihrer Arbeit auf dem Hof bzw. Feldern nicht nachkommen.

 

Es war die Pflicht der freien Bauern, sie waren auch Eigentümer von Grund und Boden, für den König in den Krieg zu ziehen. Die Felder lagen brach, die freien Bauern kamen aus dem Krieg durch Tod oft nicht mehr zurück oder waren zumindest kriegsversehrt und damit körperlich nicht mehr voll einsatzfähig. Ernten fielen aus und es kam zu Hungersnöten unter den daheimgebliebenen Familien ohne Mann.

Die Bauern wollten keinen Kriegsdienst mehr leisten. Die Bedingung war, dass sie sich den Grundherren unterstellten. Der Grundherr zahlte dem König Geld dafür, dass der Bauer nicht in den Krieg ziehen musste. Dafür musste der Bauer dem Grundherrn seinen ganzen Besitz übergeben und zusätzlich einen Teil der Ernte abgeben. So ergab es sich, dass aus den einst freien und selbstbestimmten Bauern, abhängige Bauern wurden.

 

Revolution schwappt auf das restliche Europa über, was hat dieses Ereignis auf die Jakoberhube für einen Einfluss:

Im Jahre 1848 kam die Revolution ausgehend von Frankreich (Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789) auch in Österreich bzw. den Habsburgerlanden an. Der Anführer der Bauern war Franz Kudlich, der Arzt und österreichischer Politiker war, galt als „Bauernbefreier“ für österreichische, böhmische und polnische Bauern. Dadurch erfolgte ein totaler gesellschaftlicher Umbruch, der das gesamte bisherige politische und soziale Gesellschaftsgefüge „Könige, Adelige, Klerus, Bauern, Arbeiter und Handwerker“ über den Haufen warf. Ab diesem Zeitpunkt war es den unfreien Bauern wieder möglich Land zu erwerben, das ihnen von den Bistümern oder weltlichen Herrschern, im konkreten Fall die Pfarrkirche zum heiligen Matthäus zu Murau angeboten wurde. So geschehen auch die Jakoberhube, die das erste Mal am 4. Feber 1969 an eine Person, die nicht adelig war, verkauft wurde.

Am 31.10.1908 erwarb die Hube Georg Gössler und zwar vom Sägewerksbesitzer Grießebner aus Kathal (siehe Kaufvertrag). Nachdem Herr Gössler schon früh verstarb, heiratete seine Frau Anna Gössler am 30.8.1918 einen gewissen Johann Bacher. Sie wurde gem. Vertrag auch umbenannt in Anna Bacher. Als auch Johann Bacher früh verstarb heiratet sie nochmals und zwar Herrn Rieger Alois.

Diese Frau heiratete also insgesamt drei Mal. Man könnte meinen, dass sie es den Habsburgern hinsichtlich der Heiratspolitik nachahmte. Nachdem diese Verbindung kinderlos blieb, vermachte Herr Rieger Alois seinem Ziehsohn Krammer Josef, am 16. Juli 1969 sowohl den Bauernhof „Wörgand“ als Stammhaus und auch die Jakoberhube mittels eines notariellen Testamentes.

 

Die Jakoberhube war für damalige Verhältnisse ein mittelgroßer Bergbauernhof. So bestand der Viehbestand lt. Landesarchiv folgende Tiere:

  • 5 Stiere
  • 7 Kühe
  • 2 Kalbinnen
  • 16 Schafe
  • 6 Lämmer
  • 2 Kälber

 

Im Falle eines Kaufes wurde der Preis in Pfund abgewogen. So machte zu dieser Zeit der Kaufpreis 40 Pfund Pfennige aus.

Interessant scheint noch, dass im Perigczehennde (Bergzehent) Bey Judenburg und Oberweg rund 22 Bauernhöfe lt. Karte aufscheinen. Auf der Obdacher Seite wird hier als Katastralgemeinde Ossach 19 für die Jakoberhube angeführt.

In diesem Zehent Urbar waren die meisten Ossacher bzw. Oberweger Bauernhöfe, die es sowohl auf der Judenburger Seite als auch der Obdacher Seite gab. Dazwischen lag ein bewaldeter Bergrücken, Dies wurde erstmals im Jahre 1434 urkundlich genannt, so auch die Jakoberhube, vormals Santnerhube.

Laut dem Landesarchivar ist der Hof und auch die anderen hier nicht genannten, selbst wohl noch einige Jahrhunderte älter. Und so werden sie wohl schon im 13. Jahrhundert bestanden haben bzw. gegründet worden sein. Aber wie schon gesagt, sind aus dieser Zeit keine schriftlichen Unterlagen erhalten geblieben, die Rückschlüsse auf die tatsächliche Gründung des Hofes „Jakoberhube“ zuließen.

 

Hier seien wieder nur kurz die Herrschaftsverhältnisse in der großen Welt erwähnt, dass natürlich im 13. Jahrhundert, exakt gesagt um das Jahr 1240 Rudolf I Graf von Habsburg und von 1273 bis 1291 er der erste römisch-deutsche König aus dem Geschlecht der Habsburger von den Kurfürsten gewählt wurde.

Die Habsburger sollten über 650 Jahre in Europa, nur mit kleinen Unterbrechungen, die Könige bzw. Kaiser des heiligen römischen Reiches beherrschen. Wir wissen heute auch, dass dies zum großen Teil durch eine geschickte Heiratspolitik möglich war.